Österreichisches Biographisches Lexikon
Schnirch Bohuslav, Bildhauer. Geb. Prag, Böhmen (Praha,
Tschechien), 10. 8. 1845; gest. ebenda, 30. 9. 1901. Sohn des Folgenden. S.,
ab 1863 Steinmetzlehrling in Graz, stud. danach am Polytechn. Inst. in Prag
bei Josef Zítek. 1864 begann er in Wien an der Akad. der bildenden Künste
das Stud. bei F. Bauer (s. d.), gleichzeitig arbeitete er bei dem Bildhauer
Franz Melnický; ab 1866 besuchte er die Akad. der bildenden Künste in
München. 1868 kehrte S. nach Prag zurück, wo er sich vergebl. um eine
Professur für Modellieren an dem dortigen Polytechn. Inst. bewarb. 1870
arbeitete er wieder in Wien, 1871–73 in Italien. S., der als ein Vertreter
des Neorenaissance-Klassizismus in der tschech. Bildhauerei gilt, ging vom
dekorativen Wr. Akademismus aus, seine künstler. Reife erreichte er in
Italien. Er war Mitarbeiter des Architekten Zítek beim Bau des
Nationaltheaters in Prag, dessen Trigen zu seinem Spitzenwerk werden sollten.
Diese wurden erst 1910–19 auf den Polygonalpfeilern aufgestellt, und zwar
abweichend von den ursprüngl. Modellen, die in plast. geschlossener Form
komponiert waren und den bildhauer. Beitr. S.s bei der Mitgestaltung einer
Reihe von Prager Monumentalbauten charakterisierten. In seinem ersten
Entwurf der Fontäne vor dem Künstlerhaus Rudolfinum in Prag (1890) und beim
Grabmal für J. Grégr (s. d.) auf dem Olschaner Friedhof in Prag (1898) ist
seine Orientierung an der französ. Moderne deutl. spürbar; die zweite Skizze
der Fontäne hingegen (1897) wandelt die Auffassung eines dekorativ
gestalteten italien. Renaissancebrunnens ab. S. war Vorstand von Umelecká
beseda (Kunstver.) und von dessen Sektion für bildende Kunst, 1901 erfolgte
eine postume Ausst. in Prag. L.: Národní listy vom 6. 10. 1900; Otto; Thieme–Becker; Toman; Wurzbach; Seznam posmrtné výstavy děl B. S., Praha 1901 (Kat.); K. B. Mádl, Umění včera a dnes I., 1908. S. 58ff.; F. X. Harlas, Sochařství, stavitelství, 1911, S. 63ff.; F. Žákavec. Chrám znovuzrození, 1918, S. 15; Kat. výstavy výtvarné generace Národního divadla v Praze, 1932, S. 47f.; M. Tyrš, O umění, 1937, S. 77, 82; V. V. Štech, Národní divadlo a jeho umělecké poklady, 1940, S. 34; Sbírka moderního umění, Národní galerie, Praha 1947 (Kat.); V. Volavka, Sochařství devatenáctého století, 1948, S. 61f.; K. Svoboda, Antika a česká vzdělanost od obrození do první války světové, 1957, s. Reg.; A. Masaryková, České sochařství 19. a 20. století ( = Národní galerie 5), 1963, S. 18ff.; Enc. českého výtvarného umění, 1975, S. 456; Antika a česká kultura, 1978, S. 413, 420; P. Wittlich, České sochařství ve 20. století 1890–1945, 1978, S. 24; E. Poche u. a., Praha národního obrození, 1980, S. 136ff.; W. Krause, Die Plastik der Wr. Ringstraße ( = Die Wr. Ringstraße 9/3), 1980, S. 119; Antické tradice v českém umění. Praha 1982, S. 126 (Kat.). (M. Stehlík) |
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