Bohuslav Schnirch

* 10.8. 1845 Prag † 30. 9. 1901 Prag Bildhauer

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1864-1866 Studium an der Wiener Akademie bei Prof. F. Bauer, 1866 in München an der dortigen Akademie bei Prof. M. Widenmann, 1868 Rückkehr nach Prag. Bald knüpfte er Beziehungen zu Architekt J. Zítek an und besuchte dessen Vorlesungen an der Prager Technischen Hochschule. 1869 ging er nach Wien und von dort aus 1871 nach Italien. 1873 endgültige Rückkehr nach Prag und Zusammenarbeit mit J. Zítek bei der Ausstattung des Nationaltheaters. Langjähriges Mitglied und Vorstand der Umìlecká Beseda.

Schnirch gehört zu den Hauptvertretern der tschechischen Plastik in der 2. Hälfte des 19. Jh.s und war der einzige ernsthafte Konkurrent J. V. Myslbeks. Der Architekt Josef Zítek hatte Schnirch zur Mitarbeit an der dekorativen Plastik des Nationaltheaters aufgefordert, weil dieser geschickte Modelleur und gewissenhafte Handwerker es verstand, Zíteks Vorstellungen auf ideale Weise zu erfüllen. Das größte realisierte Denkmal Schnirchs ist das Denkmal König Georg von Podìbrads für Podìbrady, an dem er in den Jahren 1886-1891 arbeitete. Die endgültige Fassung des Denkmals in getriebenem Kupferblech wurde mit großem Erfolg auf der Jubiläumsausstellung in Prag gezeigt. Die Studie des Pferdes weist sowohl die Qualitäten als auch die Grenzen von Schnirchs Neorenaissance-Klassizismus auf. Das ausschlagende rechte Vorderbein des Pferdes und der geneigte Kopf suggerieren Bewegung und Kraft. Diese Lebendigkeit steht aber im Gesamtbild des Denkmals im Kontrast zu der Ruhe und Besonnenheit des Reiters. Die Modellierung ist sehr sorgfaltig und mit handwerklicher Bravour ausgeführt, im Vergleich mit Myslbeks Pferd vom Wenzelsdenkmal aber etwas steif und an Stilkonventionen gebunden. Die jüngeren Bildhauer im Künstlerverein Mánes lehnten Schnirch als typischen Vertreter des akademischklassizistischen Idealismus prinzipiell ab.
Diese schroffe Ablehnung war durchaus verständlich, da die jüngere Generation ein entgegengesetztes künstlerisches Programm vertrat. Aus heutiger Sicht erscheint das Werk Schnirchs als ein Schlußglied der klassizistischen Tradition in der tschechischen Plastik des 19. Jahrhunderts. V. E.

1873 beteiligte sich Schnirch am Wettbewerb für die Dekoration des Nationaltheaters mit zwei Trigen für die Eckpylonen sowie den Figuren Apollos und der neun Musen für die Attika der Loggia des Haupteingangs. Schnirch erhielt für beide Entwürfe den ersten Preis. Die fertigen Modelle der Trigen verbrannten beim Brand des Nationaltheaters 1881. Neue Modelle in Viertelgröße aus den Jahren 1888-1899, die im Königssaal (Zbraslav) der Prager Nationalgalerie ausgestellt sind, wurden nach Schnirchs Tod (1901) von den jüngeren Bildhauern Ladislav Šaloun, František Rous und Emanuel Halman wesentlich umgearbeitet. Die Trigen wurden 1911 aufgestellt, ihre ursprüngliche Komposition blieb erhalten: Die Siegesgöttin mit dem Lorbeerkranz in der Rechten steht auf dem von drei Pferden in heftiger Bewegung gezogenen Wagen. Die Nüchternheit, die Durcharbeitung der Details und die strenge, etwas steife Modellierung erfuhren jedoch bedeutende Änderungen. Die Bewegung der Pferde wurde stärker räumlich gestaltet, manche Details wurden unterdrückt, die Modellierung gelöster, die gesamte Auffassung im Zeichen neuer Stilrichtungen dramatisiert. V. E.


Lit.: Dušek, V. J., Úvod v katalogu posmrtné výstavy dìl Bohuslava Schnircha, Prag 1901 (Ausst.-Kat.);
Hartmann, P., Úvod v katalogu výstavy Bohuslav Schnirch 1845-1901, Podìbrady 1962 (Ausst.-Kat.);
Kvìt, J., Mládí a umìlecké poèátky Bohuslava Schnircha a jeho podíl na stavbì Národního divadla, ZD Nejedlému ÈSAV - sborník k 75. narozeninám, Prag 1953, S.539-557

Ausst: 1901 Prag b, Kat-Nr. 12; 1954 Prag, KatNr. 408; 1962 Podìbrady, Kat-Nr. 48; 1958 Budapest, Kat-Nr. 103

Modell der Triga für das Nationaltheater 1909
(Umarbeitung von E. Halman, F. Rous u. L. Šaloun) Bronze H 62 cm LG: NG, Inv.-Nr. P 630, erworben 1940

Pferd (Studie zum Denkmal Georg van Podìbrads) 1888 Bronze H 76,5 cm LG: NG, Inv.-Nr. P 2671, erworben 1956

 

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