1864-1866 Studium an
der Wiener Akademie bei Prof. F. Bauer, 1866 in München an der dortigen Akademie bei
Prof. M. Widenmann, 1868 Rückkehr nach Prag. Bald knüpfte er Beziehungen zu Architekt J. Zítek an und besuchte dessen Vorlesungen an der Prager
Technischen Hochschule. 1869 ging er nach Wien und von dort aus 1871 nach Italien. 1873
endgültige Rückkehr nach Prag und Zusammenarbeit mit J. Zítek
bei der Ausstattung des Nationaltheaters. Langjähriges Mitglied und Vorstand der
Umìlecká Beseda.
Schnirch gehört zu den Hauptvertretern der tschechischen Plastik in der 2. Hälfte des
19. Jh.s und war der einzige ernsthafte Konkurrent J. V. Myslbeks. Der Architekt Josef Zítek hatte Schnirch zur Mitarbeit an der dekorativen
Plastik des Nationaltheaters aufgefordert, weil dieser geschickte Modelleur und
gewissenhafte Handwerker es verstand, Zíteks Vorstellungen
auf ideale Weise zu erfüllen. Das größte realisierte Denkmal Schnirchs ist das Denkmal
König Georg von Podìbrads für Podìbrady, an dem er in den Jahren 1886-1891 arbeitete.
Die endgültige Fassung des Denkmals in getriebenem Kupferblech wurde mit großem Erfolg
auf der Jubiläumsausstellung in Prag gezeigt. Die Studie des Pferdes weist sowohl die
Qualitäten als auch die Grenzen von Schnirchs Neorenaissance-Klassizismus auf. Das
ausschlagende rechte Vorderbein des Pferdes und der geneigte Kopf suggerieren Bewegung und
Kraft. Diese Lebendigkeit steht aber im Gesamtbild des Denkmals im Kontrast zu der Ruhe
und Besonnenheit des Reiters. Die Modellierung ist sehr sorgfaltig und mit handwerklicher
Bravour ausgeführt, im Vergleich mit Myslbeks Pferd vom Wenzelsdenkmal aber etwas steif
und an Stilkonventionen gebunden. Die jüngeren Bildhauer im Künstlerverein Mánes
lehnten Schnirch als typischen Vertreter des akademischklassizistischen Idealismus
prinzipiell ab.
Diese schroffe Ablehnung war durchaus verständlich, da die jüngere Generation ein
entgegengesetztes künstlerisches Programm vertrat. Aus heutiger Sicht erscheint das Werk
Schnirchs als ein Schlußglied der klassizistischen Tradition in der tschechischen Plastik
des 19. Jahrhunderts. V. E.
1873 beteiligte sich Schnirch am Wettbewerb für die Dekoration des Nationaltheaters mit
zwei Trigen für die Eckpylonen sowie den Figuren Apollos und der neun Musen für die
Attika der Loggia des Haupteingangs. Schnirch erhielt für beide Entwürfe den ersten
Preis. Die fertigen Modelle der Trigen verbrannten beim Brand des Nationaltheaters 1881.
Neue Modelle in Viertelgröße aus den Jahren 1888-1899, die im Königssaal (Zbraslav) der
Prager Nationalgalerie ausgestellt sind, wurden nach Schnirchs Tod (1901) von den
jüngeren Bildhauern Ladislav Šaloun, František Rous und Emanuel Halman wesentlich
umgearbeitet. Die Trigen wurden 1911 aufgestellt, ihre ursprüngliche Komposition blieb
erhalten: Die Siegesgöttin mit dem Lorbeerkranz in der Rechten steht auf dem von drei
Pferden in heftiger Bewegung gezogenen Wagen. Die Nüchternheit, die Durcharbeitung der
Details und die strenge, etwas steife Modellierung erfuhren jedoch bedeutende Änderungen.
Die Bewegung der Pferde wurde stärker räumlich gestaltet, manche Details wurden
unterdrückt, die Modellierung gelöster, die gesamte Auffassung im Zeichen neuer
Stilrichtungen dramatisiert. V. E.
Lit.: Dušek, V. J., Úvod v katalogu posmrtné výstavy dìl Bohuslava Schnircha, Prag
1901 (Ausst.-Kat.);
Hartmann, P., Úvod v katalogu výstavy Bohuslav Schnirch 1845-1901, Podìbrady 1962
(Ausst.-Kat.);
Kvìt, J., Mládí a umìlecké poèátky Bohuslava Schnircha a jeho podíl na stavbì
Národního divadla, ZD Nejedlému ÈSAV - sborník k 75. narozeninám, Prag 1953,
S.539-557
Ausst: 1901 Prag b, Kat-Nr. 12; 1954 Prag, KatNr. 408; 1962 Podìbrady, Kat-Nr. 48; 1958
Budapest, Kat-Nr. 103
Modell der Triga für das Nationaltheater 1909
(Umarbeitung von E. Halman, F. Rous u. L. Šaloun) Bronze H 62 cm LG: NG, Inv.-Nr. P 630,
erworben 1940
Pferd (Studie zum Denkmal Georg van Podìbrads) 1888 Bronze H 76,5 cm LG: NG, Inv.-Nr. P
2671, erworben 1956 |